Kerzenschein, dicke Wollsocken, Zimtschnecken und dampfende Teetassen – wer auf Instagram nach #hygge sucht, wird mindestens eines dieser Dinge entdecken. „Hygge“ ist dänisch, bedeutet soviel wie Gemütlichkeit und ist einer der wichtigsten Lifestyle-Trends der letzten Jahre. Kein Wunder – denn hinter dem Wort Hygge steht ein ganzes Lebenskonzept, das Dich glücklicher, gelassener und rundum zufrieden macht. Ein wirkungsvolles Rezept, den Alltagsstress in den eigenen vier Wänden hinter Dir zu lassen.
„Hygge muss man lernen“, schreibt David Hugendick in einem Beitrag der ZEIT ONLINE. Das stimmt – denn Hygge ist ein Lebensgefühl, das Zeit braucht. Eine Philosophie, die uns lehrt, achtsamer mit uns selbst sowie mit unseren Mitmenschen zu sein.
Kleine Dinge lieben lernen
Das Geheimnis eines hyggeligen Lebens? Es ist schlicht, Familie und Freunde stehen an erster Stelle, Zeit im Freien zählt mehr als Medienkonsum. Kaffee und Kuchen zuhause sind angesagter als der Lunch im hippen Bistro um die Ecke und selbst gestrickte Socken sind wieder in.
Hygge bedeutet, die kleinen Dinge im Leben schätzen zu lernen. Das bringt Ruhe in eine Welt, in der Krisen und digitale Informationsflut auf der Tagesordnung stehen. Es wendet sich ebenso gegen übermäßigen Konsum, ist aber sanfter und weniger radikal als der Minimalismus. Immerhin soll es ja „hygge“, also gemütlich sein. So reichen schon kleine Angewohnheiten aus, um gelassen und glücklicher zu sein:
Spazierengehen
Bewegung und Zeit an der frischen Luft ist ein wunderbares Mittel gegen Stress – egal ob Du in die Berge, den Wald oder einfach für eine kleine Runde in den Stadtpark gehst. Während Du bei gutem Wetter eine ausgiebige Pause in der Sonne einlegst, genießt Du die Ruhe und die gute Luft bei Wind und Regen. Danach kuschelst Du Dich Zuhause in eine herrlich warme Decke – je schlechter das Wetter, umso schöner ist die Zeit im Warmen danach.
Praktisch: Spazierengehen lindert die körperlichen Reaktionen auf Stress. So mindert regelmäßige Bewegung im Freien Bluthochdruck, verbessert die Haut und wirkt nachgewiesen sogar psychischen Erkrankungen wie Depressionen entgegen.
Wie schade, dass man oft keine Lust hat, draußen herumzulaufen. Vor allem wenn es draußen kalt ist und es einfach mehr Spaß macht, die neue Lieblingsserie auf Netflix anzuschauen. Wem es zu langweilig ist, einfach nur herumzulaufen, hört während dem Spaziergang ein Hörbuch, sammelt Kastanien oder schöne Zweige für hyggelige Wohndeko.
Zimtschnecken backen
Bei einem skandinavisch geprägtem Lebensstil darf das richtige Essen nicht fehlen. Wie schön, dass Zimtschnecken (Kanellbullar) schnell und einfach gebacken sind – sie dürfen an einem hyggeligen Nachmittag keinesfalls fehlen und sorgen für die extra Portion Gemütlichkeit.
Tee und heiße Schokolade trinken
So richtig hyggelig wird es, wenn es Tee oder heiße Schokolade gibt. Tees mit Melisse und Lavendel sowie grüner Tee wirken beruhigend. Und dass Schokolade ein wirkungsvoller Last-Minute-Helfer gegen Stress ist, wissen wir sowieso.
Tipp: Nicht nur zuhause können wir eine Tasse Tee oder Schokolade zur Entspannung trinken – auch in der Arbeit verschafft uns dieses Ritual einen kurzen Moment der Ruhe. Wichtig: Genieße das Getränk d.h. setze Dich Zuhause (ohne Smartphone) auf die Couch und wende Dich in der Arbeit währenddessen von Deinem Bildschirm ab. Nach dieser kleinen Auszeit kannst Du wieder richtig loslegen.
Stricken
Was gibt es gemütlicheres als mit dicken Wollknäueln zu hantieren und zu stricken? – „So einiges“, werden die behaupten, denen es schon in der Schule vor dem Handarbeitskurs grauste. Tatsache aber ist, dass Stricken in etwa ebenso gegen Stress hilft, wie Yoga oder Thai Chi. Warum? Die andauernde Wiederholung, die beim Stricken der Maschen entsteht, versetzt das Gehirn in eine Art Meditation, bei der Du Dich voll und ganz entspannen kannst. Anfänger starten mit einem einfachen Projekt. Praktisch: Heute gibt es viele Blogs und Vlogs mit detaillierten Anleitungen zum Nachmachen.
Zeit mit Freunden verbringen
Hygge bedeutet auch Gemeinschaft. Sie ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und für die meisten Menschen essentiell, um sich in ihrer Umgebung wohl zu fühlen. Denn Familie und Freunde sind gute Zuhörer, die Dir über stressige Zeiten hinweghelfen, Dich ablenken und Dir den nötigen Halt während einer Krise geben. So haben Familie und Freunde bei dem skandinavischen Lebensstil oberste Priorität.
Verbringe also mehr Zeit mit ihnen und erlebe ganz bewusst schöne Momente, von denen Du in stressigen oder in traurigen Zeiten profitieren kannst. Das müssen nicht einmal große Ausflüge oder Urlaube sein: Wie wäre es stattdessen mit einem gemeinsamen Abendessen, das ihr zusammen zubereitet? Auch Spielabende oder Spaziergänge tun der Seele gut und sorgen für Dein inneres Wohlbefinden. Außerdem: Höre pünktlich auf zu arbeiten und unternehme etwas Schönes – das gibt Dir Kraft und motiviert Dich für den Rest der Woche.
Lesen oder Hörbuch hören
Viele Menschen hängen täglich mehrere Stunden am Smartphone – höchste Zeit, zwischendurch einmal das Smartphone abzuschalten. Das heißt nicht dass Du stattdessen nur noch spazieren gehen und kochen solltest. Nimm doch mal wieder Dein Lieblingsbuch in die Hand oder versuche es mit einem Hörbuch. Währenddessen kannst Du wunderbar abschalten.
Auch ungeliebte Arbeiten wie Putzen oder Aufräumen fallen mit einem Hörbuch deutlich leichter. Hyggelig wird es aber, wenn Du es Dir mit einem guten (Hör)buch so richtig gemütlich machst. Das klappt am besten in einer Leseecke und mit Deinen Lieblingskeksen – fast schon ein Mini-Urlaub zuhause.
Tagebuch schreiben
Vielleicht hast Du als Kind oder Jugendlicher Tagebuch geschrieben – heute nutzt Du vielleicht eher Instagram oder Facebook. Dabei ist die Oldschool-Variante gar nicht so übel. Wünscht Du Dir beispielsweise mehr Erfolg oder hast Du das Gefühl häufig niedergeschlagen zu sein, hilft Dir ein Tagebuch dabei, glücklicher zu sein und dauerhaft Deine Ziele zu erreichen.
Gartenarbeit
Vor allem im Herbst und in der Weihnachtszeit ist „Hygge“ aus Wohnmagazinen und den sozialen Medien nicht wegzudenken. Der skandinavische Lifestyle hat sozusagen Hauptsaison. Kein Wunder – denn jeder will es sich jetzt Zuhause schön machen. Dabei solltest Du aber auch die Nebensaison nicht aus den Augen verlieren. Denn hygge lebt es sich nicht nur in der kalten Jahreszeit sondern auch im Frühling und im Sommer.
Tee und heiße Schokolade tauscht man dann mit selbst gemachter Limonade. Picknicks mit bunten Lampions und einer Pfannkuchentorte alla Peterson und Findus ersetzen den hyggeligen Sonntagsbrunch vor dem Kamin. Was im Hygge-Sommer auf keinen Fall fehlen darf, ist die Arbeit auf dem Balkon und im Garten. Denn was ist wohl schöner, eigene Kräuter, leckere Tomaten und saftige Himbeeren selbst anzubauen? Denn die Arbeit mit Pflanzen tut der Seele gut, beruhigt und sorgt für schöne Erfolgserlebnisse, wenn wir endlich die ersten Früchte ernten.
Hyggeliges Zuhause
Auch wenn es Dir anfangs schwer fällt die genannten Angewohnheiten regelmäßig in Deinen Alltag zu integrieren – mit den richtigen Wohnaccessoires geht es fast von allein. Die Herkunft des Hygge-Lifestyles findet sich auch im Interieur wieder. Helle, neutrale Farben werden kombiniert mit Massivholz, Lammfellen und Kerzenschein.
Schlichtes Design steht im Vordergrund und Nachhaltigkeit hat auch in Sachen Wohnen eine hohe Priorität. Die geliebte Kommode vom Flohmarkt oder gar der selbstgebaute Hocker aus Massivholz passen wunderbar in Dein hyggeliges Zuhause.
Textilien
Egal wie minimalistisch Dein Zuhause eingerichtet ist – meist tragen ein paar Kissen, eine Wolldecke und ein Teppich dazu bei, dass Dein Zuhause an Gemütlichkeit gewinnt. Wer sein Zuhause hyggelig einrichten möchte, sollte an diesen Accessoires nicht sparen. Kissen in verschiedenen Größen für das Sofa, ein Bett mit mehreren Plaids übereinander, Stuhlauflagen aus Filz und Decken im XXL-Strick – Hauptsache in Deinem Zuhause gibt es für Deine Gäste und Dich möglichst viele Möglichkeiten zum Wärmen und Wohlfühlen.
Kerzen
Dass indirektes Licht wohliges Ambiente schafft, ist kein Geheimnis. Am einfachsten geht das mit Kerzen. Das Anzünden einer Kerze kann auch als Ritual dienen, beispielsweise um an jemanden zu denken oder zur Meditationsübung. Auch Duftkerzen können zur Entspannung beitragen. Wer keine Kerzen mag, nutzt indirekte Spots, deren Licht man dimmen kann. Das schafft eine ebenso beruhigende wie hyggelige Atmosphäre.
Tongeschirr
Hygge wohnen heißt natürlich wohnen – das gilt auch in Sachen Tischkultur. Das Geschirr ist schlicht, die Tischdekoration ist bestenfalls ein Mitbringsel vom letzten Spaziergang – etwa ein Herbststrauß aus verschiedenen Zweigen und bunte Blätter im Herbst oder ein bunter Strauß voller Wiesenblumen im Sommer. Das Geschirr muss dabei keineswegs fragil sein.
Rustikale Teller und Schüsseln aus Ton oder aus dicker Keramik passen hervorragend auf den skandinavischen Esstisch. Am schönsten ist der, wenn er aus Massivholz ist und die ein oder andere Macke hat. Freunde von Tischdecken wählen Modelle aus grobem Leinen.
Unbehandeltes Holz
Holz und Hygge gehören unbedingt zusammen. Denn Holz wächst in der Natur, wo wir uns entspannen und die Seele baumeln lassen. Holz wärmt uns in kalten Wintertagen am Kamin. Möbel aus Holz sind herrlich unaufgeregt und deshalb ein Muss für Dein hyggeliges Zuhause. Skandinavisches Design zeichnet sich heute durch klare Formen ohne viel Schnick Schnack aus. Möbel sollen robust und stabil sein – Stücke für die Ewigkeit.
Homespa
Nur wenige Glückliche haben heute das nötige Kleingeld, regelmäßig ein Spa zu besuchen, um sich dort eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Die gute Nachricht: Aus dem eigenen Bad lässt sich einfach ein Mini-Spa zaubern, dass auch ohne Sauna und Regendusche wunderbar zur Erholung beiträgt. Wer eine Badewanne hat, kann sich schon mit Badesalz, Duftkerzen und einem flauschigen Bademantel eine erholsame Auszeit gönnen.
Unter der Dusche sorgt ein Peeling aus duftendem Körperöl und grobem Meersalz für Spa-Feeling. Farblich abgestimmte Handtücher, Storage-Boxen aus Seegras und Duschmatten aus Naturmaterialien wie Bambus verwandeln Dein Bad innerhalb kurzer Zeit in Deinen persönlichen Wellnessbereich.
Neutrale Farben
Natürlich und schlicht wirkt Dein Zuhause mit der richtigen Farbgebung. Bei skandinavischem Design dominieren neutrale Farben wie etwa Weiß und Beige. Egal ob Du eher helle oder dunkle Farben bevorzugst. Wichtig ist, dass die Farben der Räume aufeinander abgestimmt sind und dem Auge einen Ruhepol bieten. So kannst Du nach einem stressigen Tag mit all Deinen Sinnen entspannen.
Mindset
Skandinavisches Interieur und kleine Alltagsrituale sind schön und gut – vor allem aber bedeutet Hygge Gelassenheit: Das Leben so zu nehmen wie es ist und das Beste daraus zu machen ist ein Glücksrezept, das bereits mit wenigen Zutaten gelingt.
Neben Hygge beschreiben wird auch weitere Wohnkonzepte gegen Stress: Hier zeigen wir Dir, wie Du mit Feng Shui oder dem Minimalismus entspannter wohnst.
Text: Natalie Grolig