Bei der Stressfraktur, umgangssprachlich auch als Ermüdungsbruch bezeichnet, handelt es sich um eine Schädigung des Knochens. Je nach Grad der Verletzung ist der Knochen teilweise oder vollständig gebrochen.
Wie entsteht ein Ermüdungsbruch?
Der Bewegungsapparat des Menschen ist überaus belastbar. Grund dafür ist ein internes Reparatursystem. Wird der Knochen an einer Stelle besonders beansprucht, nimmt die Knochensubstanz zu, während sie an weniger belasteten Bereichen automatisch abnimmt. Dieser natürliche Prozess wird in der Medizin auch als Remodelling bezeichnet.
Bei einer Überbelastung des Knochens, etwa durch Sport, hohes Gewicht oder falschen Bewegungen entstehen sogenannte Mikrofrakturen. Dabei handelt es sich um minimale Verletzungen am Knochen.
Zellen, die für den Knochenstoffwechsel verantwortlich sind, übernehmen daraufhin die Reparatur der Verletzung: Osteoklasten bauen die geschädigte Knochensubstanz ab, während Osteoblasten für den Aufbau von stabiler, neuer Substanz verantwortlich sind.
Zu einem Ermüdungsbruch kommt es dann, wenn der Knochenstoffwechsel Belastungen nicht mehr ausgleichen kann oder aus dem Gleichgewicht gerät:
- Stressfrakturen entstehen meist durch wiederholte Überlastung beim Sport. Dabei setzen dem Bewegungsapparat insbesondere Ausdauersportarten wie Laufen, Wandern oder regelmäßiges Krafttraining Ein Ermüdungsbruch tritt dann auf, wenn die körpereigenen Reparaturvorgänge die Abnutzung am Knochen nicht mehr ausgleichen können.
- Neben übermäßigem oder falschem Training können auch Fehlstellungen des Knochens Auslöser für einen Ermüdungsbruch Durch die Fehlstellung ist der Knochen selbst bei moderater Bewegung dauerhaften Belastungen ausgesetzt.
- Stressfrakturen treten auch im Zusammenhang mit Erkrankungen, etwa bei Osteoporose auf. Bei dieser Erkrankung gerät der natürliche Knochenstoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Die Osteoklasten, die für den Knochenschwund verantwortlich sind, arbeiten schneller als die Osteoblasten. Der Knochen wird ab-, aber nicht wieder aufgebaut und somit dauerhaft geschwächt.
Anders als traumatische Knochenbrüche, die etwa durch einen Sturz oder einen starken Schlag verursacht werden, entsteht eine Stressfraktur über einen längeren Zeitraum hinweg.
Kann das körpereigene Reparatursystem Mikroverletzungen am Knochen nicht mehr ausgleichen, kommt es zu einer Stressreaktion: Wassereinlagerungen im Knochenmark, sogenannte Knochenmarködeme. Hält die Belastung an, schädigt diese Stressreaktion zunächst die Knochensubstanz und später die stabile Knochenhülle.
Ermüdungsbruch: Symptome im Überblick
Je nach Art der Belastung kann ein Ermüdungsbruch an allen Knochen und Gelenken auftreten. Am häufigsten sind Mittelfußknochen und das Schienbein betroffen, aber auch Stressfrakturen des Hüft- und Kniegelenks sind möglich.
Treten Schmerzen in den genannten Bereichen auf, sollte man nicht zögern einen Arzt aufzusuchen, um die Schädigung des Knochens frühzeitig zu stoppen.
- Plötzlicher Schmerz bei sprunghafter Beschleunigung oder ungewohnter Belastung während repetitiven Bewegungsabläufen tritt häufig im Frühstadium einer Stressfraktur auf
- Ziehende Schmerzen nahe des Sprunggelenks
- Mit zunehmender Schädigung des Knochens nehmen die oftmals „brennenden“ Schmerzen zu und strahlen in anliegende Bereiche aus
- Auch Schwellungen können auf einen Ermüdungsbruch hindeuten
- Die Ferse reagiert empfindlich auf Druck und schmerzt beim Auftreten
- Schmerzen beim Abrollen des Fußes
Stressfrakturen vorbeugen: Diese Maßnahmen helfen
Ein Ermüdungsbruch tritt meist in Kombination mit Überlastung auf. Um einer Stressfraktur infolge einer Überlastung vorzubeugen, gilt es vor allem Signale des Körpers rechtzeitig zu erkennen. Des Weiteren können folgende Maßnahmen helfen, Stressfrakturen zu vermeiden:
Trainingsintensität langsam steigern
Bei Belastung, etwa durch regelmäßiges Lauftraining, passt sich der Fuß automatisch an diesen neuen Umstand an. An der Stelle, die am meisten belastet wird, baut der Knochen Substanz auf und gewinnt an Stabilität.
Problematisch wird es dann, wenn der Knochen zu früh stark belastet wird. Deshalb ist es etwa bei der Vorbereitung auf einen Marathon grundlegend, Lauftempo und Laufzeit langsam zu erhöhen.
Moderat trainieren und Pausen einlegen
Regelmäßige Bewegung erhält die körperliche Fitness, reduziert Stress und stärkt das Immunsystem. Wie so oft gilt auch in diesem Fall: Auf die richtige Dosis kommt es an! Wer zu hart trainiert und nicht auf seinen Körper hört, neigt schneller zu Überlastung.
Dies macht sich nicht nur psychisch, sondern auch körperlich bemerkbar. So verliert die Muskulatur an Dämpfungseigenschaft. Zusätzlich ist der Knochen durch Muskelkontraktionen mit unterschiedlichen Zugrichtungen einer ständigen Wechselbelastung ausgesetzt. Um Muskulatur, Sehnen und Knochen zu regenerieren, sind regelmäßige Pausen Pflicht.
Auf die richtige Technik kommt es an
Außer zu hartem Training können falsche Technik und damit verbundene Fehlbelastungen zu Stressfrakturen führen. Egal ob beim Lauftraining oder im Fitnessstudio – achte auf die richtige Technik und informiere Dich bei Bedarf bei einem Experten.
Auf gutes Schuhwerk achten
Richtige Technik ist eine Sache, geeignetes Werkzeug eine andere. Selbst die beste Lauftechnik schadet dem Fuß, wenn der Schuh nicht stimmt. Denn Fehlstellungen des Fußes erhöhen das Risiko für einen Ermüdungsbruch.
Um den richtigen Schuh zu finden, bieten Fachsportgeschäfte meist eine professionelle Beratung mit Fußcheck an. Mittels Videoanalyse und Druckmessung nehmen die Verkäufer die Lauftechnik unter die Lupe und schlagen geeignete Modelle vor.
Fehlstellungen ausgleichen
Auch jenseits des Trainings können Fehlstellungen des Knochens Ursache für eine Überlastung sein. Um beispielsweise Hohl- oder Knick-Senkfüße zu entlasten, können orthopädische Einlagen helfen, die individuell angefertigt werden.
Diagnose Stressfraktur: Woran erkennt man einen Ermüdungsbruch?
Ob es sich um eine Stressfraktur handelt oder nicht, kann nur ein Experte mittels geeigneter Verfahren feststellen. Bei Verdacht auf eine Stressfraktur sollte man rechtzeitig einen Orthopäden aufsuchen.
Zunächst erfolgt die Anamnese, wobei der Mediziner Informationen über die Häufigkeit und die Art der Beschwerden einholt. Des Weiteren befragt der Spezialist den Patienten zu Grunderkrankungen sowie zu möglichen Risikofaktoren. Hierbei werden etwa die Art oder die Häufigkeit der Belastung thematisiert.
Bei der lokalen Tastuntersuchung achtet der Orthopäde auf druckempfindliche Stellen, auf Verdickungen am Knochen oder auf teigige Schwellungen, die oberhalb einer Stressfraktur auftreten können. Zusätzlich untersucht der Orthopäde den Zustand von Bändern, Muskeln und Sehnen.
Denn um eine Stressfraktur zu diagnostizieren gilt es zuerst, anderweitige Verletzungen auszuschließen. Nach dieser ersten Untersuchung folgt in der Regel ein bildgebendes Verfahren. Meist wird die Stressfraktur dabei mittels Computertomografie (CT), Volumentomografie (DVT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) diagnostiziert.
Röntgenbilder dagegen liefern oftmals ungenaue Darstellungen: Ein Ermüdungsbruch am Knochen ist erst dann erkennbar, wenn sich die Knochenhaut sichtbar verändert. Oft ist dies allerdings zwischen zwei und vier Wochen nach dem Eintreten erster Beschwerden der Fall.
Was tun bei einer Stressfraktur? So heilt der Ermüdungsbruch
Bei der Diagnose einer Stressfraktur verordnet der Arzt eine Trainingspause von mehreren Wochen. In Einzelfällen stellen gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren eine Trainingsalternative dar. Schmerzende Belastungen sollten während dieser Zeit jedoch unbedingt vermieden werden.
Ob und inwieweit die entsprechende Stelle ruhig gestellt wird, hängt dabei von der Lokalität sowie von der Ausprägung der Verletzung ab.
Neben Ruhigstellung und Entlastung können alternative Therapien die Heilung eines Ermüdungsbruches positiv beeinflussen. So empfehlen Experten etwa den Einsatz von Wärme, um den Stoffwechsel im Knochen zu verbessern und den körpereigenen Reparaturprozess auf natürliche Weise anzukurbeln.
Auf die Einnahme von Schmerzmitteln sollte man dagegen nach Möglichkeit verzichten. Im Falle einer Stressfraktur ist das Schmerzempfinden wichtig, um den Bruch nicht aus Versehen zu belasten.
Text: Natalie Grolig
Literatur:
- Kleinmann, Dieter (Dr. Med.) Laufnebenwirkungen. Vom Ermüdungsbruch zum plötzlichen Herztod: Was können Sie dagegen tun? Deutscher Ärzteverlag (2006)
- Mayer, Carolin. Ermüdungsbruch. Schonzeit für die Knochen. Spiegel Online (31.03.2016)
- Mühlbauer, Roland (Dr. Med.) Ermüdungsbrüche: Überlastete Knochen. Apotheken Umschau. (14.04.2016)
- Schneider, Thomas. Rinio, Martin. Stressfraktur oder Marschfraktur: Ermüdungsbruch des Knochens durch Überlastung. www.gelenk-doktor.de