Wie jeder Begriff ist Stress zunächst einmal neutral und beschreibt lediglich einen in Körper und Geist ablaufenden Automatismus unseres Körpers. Er findet statt, um effizient auf sich ändernde Umgebungsbedingungen zu reagieren. In der Umgangssprache meinen wir meist eine belastende Situation. Eine in der uns alles zu viel ist oder mit der wir nicht klar kommen.
Wie wir selbst zu unserem Stress beitragen
Wir können nicht mehr genießen
Während der Kosmetikbehandlung denken wir an die kranke Schwester zu Hause und beim Yoga an die unaufgeräumten Kinderzimmer. Selbst im Urlaub schalten wir am herrlichen Frühstückstisch nicht ab: Nicht die Sorgen und nicht das Handy – es ist in ständiger Reichweite.
Wir sind Stress süchtig
Es ist eine Art Hass-Liebe bzw. sogar Abhängigkeit, die uns am Stress festhalten lässt. In den Ursprüngen der Menschheit ging es schlicht um das Überleben. Heute kämpfen wir immer noch, auch wenn es nicht mehr ums Überleben geht. Auf hormoneller Ebene sieht es aber so aus.
Das Gehirn möchte mehr von dem, was es kennt. Das ist in diesem Fall das Stresshormon. So suchen wir unbewusst nach immer mehr Stress.
Wir haben Erholung verlernt
Wie sieht Dein Feierabend aus, das Wochenende, der Urlaub? Wir wollen überall mehr haben, sein, tun. Selbst nachts schauen wir noch auf das Smartphone, statt zu schlafen. Der Körper verlernt, sich zu erholen. Wenn wir es dann wollen, kann er es nicht mehr.
Wir ergehen uns in negativem Denken
Wir sind mit den Gedanken viel zu häufig, zu lang und zu engagiert bei Problemen, Sorgen, Unerledigtem. Schönes, Gutes und Angenehmes wird schnell übersehen. Z.B. bei einer Zugfahrt: Bei der Anzeige „15 Minuten später“ denken wir: „schon wieder Verspätung“ und das stresst. Kein Mensch denkt bei einer pünktlichen Ankunft: „Toll, schon wieder pünktlich!“. Die Mehrheit der Züge fahren jedoch pünktlich.
Wir konzentrieren uns nicht mehr
Unsere Art zu denken, die neue Welt der Medien voller Ablenkungen, die Flut der Informationen führen dazu, dass wir mit den Gedanken immer irgendwo sind, statt in der Gegenwart. Das Gefühl des getrieben seins ist ganz normal geworden.
Die guten Seiten von Stress
Stress macht fit
Die Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin sorgen dafür, dass wir aktiv werden, morgens aufstehen und die Kaffeemaschine finden.
Stress macht an sich auch nicht krank
Gefährlich ist der Dauerstress, bei dem wir uns zu wenig erholen.
Stress macht stark
Du willst einen Bus erreichen, die Möbel umstellen oder eine Wanderung durchhalten. Dann brauchst du alle Kraft in Deinen Muskeln und dafür brauchen Sie Stress.
Stress motiviert
Wahrscheinlich hätte Sie nie eine Diät durchgehalten, oder um eine Gehaltserhöhung verhandelt, wenn Sie keinen Antrieb bekommen hätten.
Stress macht zufrieden
Etwas vollbracht zu haben, was anspruchsvoll oder gar außerhalb unserer Vorstellung war, macht ein richtig gutes Gefühl.
Stress ist regulierbar
Das Bewusstsein für Gutes und Schönes im Leben zu schärfen, inne zu halten und den Augenblick zu genießen, Dankbarkeit zu fühlen und auszusprechen oder in einem Tagebuch nieder zu schreiben nehmen dem Stress die gefährlichen Spitzen.
Stress ist Chemie
Oxytozin ist ein Hormon, das zu Wohlbefinden und Entspannung führt und damit den Einfluss des Stresshormons reduziert. Es wird nicht nur vom Gehirn, sondern vor allem vom Herzen produziert. Mehr Oxytozin produzieren Sie durch Körperkontakt, lächeln, liebevolle Gedanken, die Hand auf Ihr Herz legen
Diese Geste entspannt sofort und tut Kopf, Herz und Körper gut. Sie stellen eine Verbindung mit Deiner Herzintelligenz her und der Stress wird abgebaut.
Stress geschieht im Kopf
Es geht um die Richtung und Farbe der Gedanken. Viel zu schnell denken wir überkritisch, destruktiv oder enttäuscht und wiederholen dies immer wieder. Besser wäre es, in Lösungen zu denken, zu relativieren oder sich schlicht abzulenken.
Stress ist eine Frage der Perspektive
Und diese kannst Du selbst immer ändern. Andere Menschen, bestimmte Ereignisse, schlechtes Wetter im Urlaub – das können wir nicht beeinflussen. Was wir denken, schon. Zähle z.B. das Gute eines Tages, eines Projektes, einer scheinbar misslungenen Aktivität mit einer Strichliste. Oft übersehen wir das Gute einfach.
Sobald wir uns besser um uns kümmern, können uns Belastungen weniger anhaben. Je weniger sie uns anhaben, umso besser können wir mit Stress umgehen und seine guten Seiten genießen.
Sehe hier, wie wir uns selbst unnötig Ärger schaffen:
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Dr. Ilona Bürgel.
Ich bin eine der ersten Vertreter der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum und Expertin für körperliches und geistiges Wohlbefinden, promovierte Diplom Psychologin, Autorin und Referentin.
Wie ein roter Faden zieht sich die Einladung zu einem Perspektivwechsel durch meine Arbeit – weg von der Fixierung auf äußere Bedingungen in unserer sich ständig ändernden Welt, hin zum guten Umgang mit sich selbst.