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Stress durch selbstgewählte Projekte

Es ist einfach wie nie, ein eigenes Projekt zu starten – sei es ein Blog, ein Podcast oder auch ein Offline-Projekt. Die Gründe sind vielfältig: So ein Projekt kann berufliche Vorteile mit sich bringen (netzwerken, Portfolio erweitern) und/oder ein privates Ziel verfolgen (eine Entwicklung dokumentieren, eine Leidenschaft ausleben).

Apropos Ziele und Leidenschaft: Da sind wir schon bei der Herausforderung angekommen, die diese Projekte mitbringen. Auf der einen Seite starten wir ein Passion Project, weil wir damit einen Traum realisieren oder einem großen Ziel ein Stück näher kommen wollen. Sonst würden wir ja gar nicht erst damit anfangen. Auf der anderen Seite hat der Job oder das Studium aus offensichtlichen Gründen Vorrang vor diesem „Zusatzprojekt“.

Dieser Zwiespalt ist der Nährboden für Stress. Wir verschieben unsere Projekte immer wieder, wir sind nach Feierabend zu müde oder haben bei unserem knappen Studentenbudget kein Geld. Der fehlende Fortschritt vermindert unser Selbstwirksamkeitsgefühl und das schlechte Gewissen ruft. Wenn wir uns dann aufraffen, an unserem Projekt weiterzuarbeiten, fühlen wir uns schnell einsam, weil Feedback und Ermutigungen fehlt.

Kein Wunder, dass viele ambitioniert gestartete Blogs, Podcasts oder andere Projekte schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden. Wenn wir uns gestresst fühlen, werden eben die Passion Projects am schnellsten gekappt!

5 Tipps gegen Stress bei selbstgewählten Projekten

Ich persönlich finde es unendlich schade, wenn Projekte, die ursprünglich aus einer guten Idee und jeder Menge Motivation gestartet wurden, aus Zeitmangel, Überforderung oder Stress wieder aufgegeben werden. Deshalb hier meine fünf wichtigsten Tipps, um es gar nicht so weit kommen zu lassen:

Tipp 1: Mach Dir einen realistischen(!) Plan

Du startest Deinen Food-Blog und möchtest jede Woche drei Rezepte, ein Kochvideo und ein Interview mit einem Sternekoch veröffentlichen? Puh, viel Spaß damit – für den Workload beschäftigen Magazine ein ganzes Team an Redakteur*innen. Je unrealistischer Dein Plan ist, desto eher wird Dir Dein Projekt über den Kopf wachsen.

Versuche, ganz ehrlich mit Dir zu sein:

  • Wie viel Zeit habe ich wirklich?
  • Was kann ich gut, was kann ich nicht so gut?
  • Wie werde ich mein Projekt in den Alltag integrieren können, wenn beflügelte Startphase vorbei ist?

Tipp 2: Wie sieht die minimale Version aus?

Ein großer Stressfaktor ist Perfektionismus. Gerade bei Projekten, die uns am Herzen liegen, möchten wir natürlich unser Bestes geben, ein tolles Ergebnis veröffentlichen und uns 100% damit identifizieren können.

Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis uns etwas dazwischen kommt und wir uns entscheiden müssen: Veröffentliche ich diesen „unperfekten“ Blogartikel, oder gar keinen? Ich empfehle, von Anfang an zu überlegen, wie die „Minimalversion“ des Projekts (Minimum Viable Product) aussehen könnte. Vielleicht kannst Du ein paar Podcastfolgen vorproduzieren, oder die Moderation Deines Offline-Events an einen Gast abtreten? Das Motto lautet: Lieber den „Plan B“ nutzen, als das Projekt pausieren zu müssen.

Tipp 3: Suche Dir Unterstützung

Passion Projects macht man in der Regel alleine. Das bedeutet jedoch nicht, dass man dabei einsam vor sich hin werkeln muss – im Gegenteil!

  • Frage Freund*innen, ob sie Dir mit ihren Talenten unter die Arme greifen können. Die Grafikerin erstellt Dir ein Logo, dafür hilfst Du ihr später bei etwas anderem.
  • Such Dir einen Accountability Buddy, der ebenfalls an einem selbstgewählten Projekt arbeitet. Ihr könnt euch gegenseitig Tipps geben und motivieren – besonders in Phasen mit viel Druck ist das Gold wert!
  • Sauge die „Macher-Atmosphäre“ in Dich auf. Wie wäre es, wenn Du demnächst bei einem (Social) Startup-Meetup oder in einem Coworking-Space vorbeischaust? Hier findest Du nicht nur einen Ort, an dem Du inmitten von engagierten Personen Deine Idee verfolgen kannst, sondern Du knüpfst auch wertvolle Kontakte.

Tipp 4: Sei nicht so hart zu Dir!

Du bist Deinem Ziel in letzter Zeit noch nicht viel näher gekommen, und dann surfst Du auch noch auf einem ähnlichen Blog vorbei und siehst, dass dort alles super läuft? Ja, das ist ein blödes Gefühl. Aber bitte fühl Dich jetzt nicht wie ein*e Versager*in!

Dein Job, Deine Gesundheit und Deine Beziehungen haben IMMER Priorität vor dem selbstgewählten Projekt. Erkenne Deine Grenzen und lege die Messlatte nicht so hoch an. Schließlich sollte Dein Projekt Dir keine Last, sondern ein Vergnügen sein – womit wir schon beim letzten Punkt wären.

Tipp 5: Dein selbstgewähltes Projekt muss DIR Spaß machen!

Die Freude an der Idee und am Machen steht an oberster Stelle. Wenn Du merkst, dass eine bestimmte Art von Artikeln auf Deinem Blog am häufigsten angeklickt werden, Du diese Artikel aber am wenigsten gern schreibst – dann lass es! Konzentriere Dich auf die Tätigkeiten, die Dir Spaß machen und reduzier die nicht-so-spaßigen Teile auf ein Minimum (siehe Tipps 2 & 3) oder lass sie ganz weg.

So wird Dein Passion Project nicht zum Stressfaktor, sondern im besten Fall zum Ausgleich im Alltag, bei dem Du Deine Batterien wieder aufladen kannst.


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Katrin Gildner

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Ich bin Podcasterin und Mentorin für Passion Projects. Mein Motto “Heul nicht, mach doch!” bedeutet: Wenn du etwas ändern möchtest oder eine gute Idee hast, dann warte nicht, bis andere sich irgendwann darum kümmern. Nimm die Sache selber in die Hand und starte ein Passion Project!

heulnichtmachdoch.de