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Schülerberatung gegen Schulstress

Morgens, halb zehn in Deutschland – die Zeit, wenn in der Schule endlich ein erlösende Gong ertönt. Für eine Vielzahl der SchülerInnen zumindest. Für einen anderen Teil bedeutet der Gong oft das Gegenteil. Nämlich eine Tortur, sich in den kommenden 20 Minuten nicht zugehörig zu fühlen oder mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert zu werden.

Aber schauen wir uns doch zunächst die erste Gruppe an. Warum gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche, die keine Lust auf Schule haben? Oder noch schlimmer: Wie kann es sein, dass Schule für viele solch einen Stress bedeutet, dass sie davon sogar ernsthaft krank werden?

Und was genau bedeutet Stress in einem Alter, in dem der Ernst des Lebens angeblich noch gar nicht begonnen hat?

Diese und andere Fragen wurden 2018 von der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) untersucht und was dabei zutage kam, ist mehr als erschreckend.

Wenn Schule krank macht

So wurde festgestellt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an Burnout und Depressionen leiden, also Krankheiten, die vor vielen Jahren maximal bei hoch belasteten Berufen zu finden waren. Der Anstieg vom Jahr 2007 zum Jahr 2017 beträgt dabei 120 Prozent!

Natürlich ist der Burnout, der die Vorstufe zur Depression bildet, und Depressionen selbst quasi das Endstadium des ganzen Übels. Viele Kinder und Jugendliche zeigen lange Zeit, bevor es zu einer ernsthaften Erkrankung kommt, körperliche Symptome wie z. B. Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen. Diese werden sowohl von den Eltern als auch von den Lehrern nicht immer ernst genommen,weil man in unserer Gesellschaft nun mal ab und zu Kopfschmerzen oder Bauchweh hat.

So werden hier bereits die ersten Alarmsignale des Körpers, der oft anfängt zu sprechen, wenn die Seele leidet, nicht erkannt. Dafür bräuchte es ein generelles Umdenken in der Gesellschaft. Gesundheit ist der natürliche Zustand des Körpers – und nicht Krankheit. Damit die Verharmlosung augenscheinlich kleiner Wehwehchen wie z. B. Schlafproblemen aufhört, ebenso wie der Zwang zu funktionieren.

Leistungsdruck und Mobbing

Doch wodurch werden diese und weitere Symptome, zu denen auch Appetitlosigkeit und Müdigkeit zählen, bei Kindern und Jugendliche überhaupt ausgelöst? Hier stehen zwei Faktoren an der Spitze, die auch meine persönliche Erfahrung als Gymnasiallehrerin und Mobbinginterventions-beauftragte bestätigen: Leistungsdruck und Mobbing.

Während jüngere Altersgruppen besonders unter sozialen Konflikten leiden, kehrt sich das Ganze mit dem Eintritt in die Pubertät um und der Konkurrenz- und Leistungsdruck nimmt die Pole Position der größten Stressfaktoren ein. Hinzu kommt bei den Älteren noch der Druck durch (soziale) Medien und Influencer, der dem Leistungsdruck jedoch prozentual nicht das Wasser reichen kann.

Die Studie zeigt außerdem, wie verheerend sich Stress auf Kinder und Jugendliche auswirkt. Obwohl mich die Ergebnisse nicht überrascht haben, bin ich von dem massiven Anstieg trotzdem sehr schockiert. Die Schüler/innen, die ich selbst mit Mobbing-Problemen begleiten und beraten durfte, klagten fast alle auch über den zunehmenden Leistungsdruck in der Schule. Leider ist dies ein Thema, das in der Schule nicht aufgefangen wird und nach aktuellem Stand der Reformen auch nicht aufgefangen werden kann.

Gegenmaßnahmen

Viele Schulen verfügen heute schon über Beratungs- und Vertrauenslehrkräfte, Sozialpädagogen bzw. – arbeiter, Berufsberater und wie meine eigene Schule auch über ein Mobbinginterventionsteam oder ähnliches. Leider greifen diese Angebote oft erst, wenn „das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist“.

Mehr Coaching und Beratung

Mein Traum wäre, dass Coaching und Beratung, welche sich ganz speziell mit den Themen Leistungsdruck und emotionaler Resilienz beschäftigen, an allen Schulen etabliert werden. Und zwar als Teil der curricularen Vorgaben und nicht als Extra-Angebot, das bei Bedarf in Anspruch genommen werden kann.

Denn unteren anderem die angesprochene Studie zeigt, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen die Tools an die Hand zu geben, zu widerstandsfähigen Persönlichkeiten heranzuwachsen, ihr volles Potential zu entfalten und den Herausforderungen des Lebens gestärkt begegnen zu können.

Dass dies aktuell noch reines Wunschdenken ist, bedeutet nicht, dass es in der Zukunft so bleiben muss. Kinder und Jugendliche müssen in die Lage versetzt werden, sich als Schöpfer ihres Lebens wahrzunehmen und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Auch und ganz besonders im Umgang mit Stress.

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit diesen Themen habe ich eine kostenlose Schülerberatung in Hannover ins Leben gerufen, in der sich Schüler/innen bezüglich der Themen Leistungsdruck, Motivation und Zeitmanagement an mich wenden können. Dies ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber irgendwo muss bei diesen Themen angesetzt werden.

Stresssymptome ernst nehmen

Meine eigene Schulzeit habe ich persönlich noch anders erlebt. Natürlich gab es da auch viele soziale Konflikte und das Gefühl, sich als Jugendlicher noch finden zu müssen. Bis in den späten Nachmittag oder, wie bei vielen Abiturienten sogar in den Abend hinein, die Zeit in der Schule zu verbringen, waren allerdings keine Dinge, die an der Tagesordnung standen. Ganz zu schweigen von den fehlenden sozialen Medien und der zunehmenden Digitalisierung, die den heutigen Schülerinnen und Schülern jede Menge Stress bereiten können.

Deshalb glaube ich, dass nicht nur die Schule, sondern besonders auch die Eltern sehr sensibel auf ihre Kinder reagieren sollten, wenn diese immer häufiger von körperlichen Symptomen wie Kopf- oder Magenschmerzen, Appetit- oder Schlaflosigkeit berichten.

Die Elterngeneration von heute ist noch ganz anders geprägt worden und kann sich vielleicht nicht immer in die Generation von heute einfühlen bzw. unterschätzt die Stressfaktoren für die eigenen Kinder. Denn an sich gehört Stress natürlich auch immer ein bisschen zum Leben dazu und kann weder von Kindern und Jugendlichen noch von Erwachsenen ferngehalten werden.

Dazu kommt, dass nicht der Stress allein, sondern insbesondere unsere subjektive Wahrnehmung darüber entscheiden, wie schädlich dieser ist. Unser ganz persönliches Empfinden hat einen großen Einfluss darauf, wie wir mit Stress umgehen und ob bzw. wie schädlich dieser für uns ist.
(Wer sich für diese Themen genauer interessiert, sollte sich diesen TED-Talk anschauen und sich das Buch „Intelligente Zellen“ von Bruce Lipton durchlesen.)

Dies sind alles gute Gründe, um bereits im Kinder- und Jugendalter damit zu beginnen, an einem gesunden Mindset zu arbeiten, um den Herausforderungen des Schulalltags und insbesondere des täglichen Lebens gestärkt begegnen zu können. Oder um es mit den Worten von Aristoteles auszudrücken:

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Kristina Keller.

kristina-keller

Stress ist nicht nur in der Schule ein Thema, das nicht aufgefangen wird. Ich bin oft durch den Leistungsdruck, den ich mir selbst gemacht habe, an meine eigenen Grenzen gekommen. Dadurch habe im Laufe der letzten Jahre gelernt, mehr Achtsamkeit und Balance in mein Leben zu integrieren und so ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen.

Dieses Wissen möchte ich als systemischer Life-Coach mit einer ganzheitlichen Ausrichtung auf Körper, Geist und Seele weitergeben und so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, sich wieder mit der Stimme ihres Herzens zu verbinden und dadurch ein Leben im Einklang mit ihren Werten und ihrer Intuition zu erschaffen.

Da insbesondere Kinder und Jugendliche heutzutage unter starkem Druck stehen und sich oft verloren fühlen, biete ich inzwischen auch eine kostenlose Schülerberatung in Hannover an. Gerne kannst du mir auch über Instagram folgen oder mich per E-Mail kontaktieren.

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