Wir kennen es wohl alle: Am Anfang einer Partnerschaft schweben wir auf Wolke 7, sind bis über beide Ohren verliebt und es dreht sich alles um unseren Partner. Wir können und wollen uns nicht vorstellen, dass dieser wundervolle Gefühlszustand sich irgendwann ändern könnte. Und doch lässt es sich nicht vermeiden, dass nach der ersten großen Verliebtheits-Phase irgendwann der Alltag einkehren wird.
Plötzlich entdecken wir doch die eine oder andere Ecke und Kante beim Partner und wir beginnen, uns an ersten Dingen zu stören. Ganz besonders, wenn wir mit unserem Partner zusammenleben, verbirgt sich hier sehr viel Potenzial für Konflikte und Beziehungsstress. Viele Themen wiederholen sich auch immer und immer wieder. Die große Verliebtheit, die wir am Anfang noch so sehr genossen haben, scheint sich aufgelöst zu haben.
Und leider gehen viele Beziehungen – meiner Meinung nach – viel zu schnell auseinander, weil sie genau an diesem Punkt denken, es passt einfach nicht mehr. Dabei kann man mit kleinen Perspektivwechseln sehr viel dafür tun, um aus der ersten Verliebtheit eine wundervolle tiefe Liebe und demzufolge eine glückliche Partnerschaft wachsen zu lassen.
Wo liegen die Ursachen für Konflikte innerhalb einer Partnerschaft?
Das ganz eigene Drehbuch
Aufgrund von Erziehung und Erfahrungen, die uns seit der Kindheit sehr geprägt haben, gehen wir mit unserem ganz eigenen Lebenskonzept durch die Welt. Uns wurde beigebracht, wie man sich zu verhalten hat, was sich gehört und was nicht. Und genau dieses „Drehbuch“, von dem wir oftmals meinen, es sei das einzig Richtige, tragen wir mit in unsere Beziehung hinein.
Tut oder sagt unser Partner also etwas, mit dem wir nicht übereinstimmen, weil „man es doch anders macht“, geraten wir emotional aus dem Gleichgewicht. Er handelt in diesem Moment nicht nach unseren Vorstellungen und dies verwirrt uns. Wir reagieren wütend, genervt oder traurig. Scheinbar völlig banale Alltagssituationen, wie eine schief liegende Badezimmermatte oder dass vergessen wurde, das Licht auszuschalten, können sich tatsächlich zu großen Dramen entwickeln.
Um dies zu vermeiden, ist es von sehr großem Wert, sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir alle – oft völlig unbewusst – unser eigenes Lebenskonzept in uns tragen und dies nicht unserem Partner aufdrängen können. Und auch er hat durch Erfahrungen und Prägungen sein ganz eigenes Drehbuch, nach dem er lebt. Er stört sich eventuell an Dingen, die wir tun, welche für uns aber völlig normal sind.
Daher sind Toleranz und Akzeptanz hier die Zauberworte. Leben und leben lassen und sich immer wieder bewusst machen, dass unsere Lebensweise mit Sicherheit nicht die einzig Korrekte ist. Wir können niemals unseren Partner ändern, aber wir haben jederzeit die freie Wahl, wie wir mit einer Situation umgehen möchten, wie wir reagieren möchten.
Reagieren wir im Autopilot völlig genervt und wollen unseren Partner zurechtweisen? Dann können wir uns denken, wie diese Situationen sich entwickeln wird. Oder entscheiden wir uns für den friedvollen Weg, indem wir einmal tief durchatmen und uns erst einmal fragen, wie dramatisch die jetzige Situation wirklich ist? In den meisten Fällen löst sich plötzliche aufkommende Negativität mit ein bisschen Achtsamkeit und Gelassenheit auch genauso schnell wieder auf.
Jeder Mensch gibt immer sein Bestes
Auf den ersten Blick scheint diese Aussage etwas an den Haaren herbeigezogen. Wenn wir aber einmal tiefer hineinhorchen, ist es tatsächlich so. Sieh es einmal aus dieser Perspektive: Es gibt Menschen, die in der Vergangenheit sehr verletzt wurden und heute noch diesen Seelenschmerz in sich tragen. Und sie handeln aus genau diesem Schmerz heraus, wenn sie zum Beispiel jemanden verletzen.
Und es gibt Menschen, die sich in ihrer ganz eigenen Persönlichkeitsentwicklung auf einer anderen Stufe befinden, als zum Beispiel der Partner. Sie wissen es in dem Moment einfach nicht besser. Wenn ein Mensch also etwas tut oder sagt, das dich verletzt, mache dir bewusst: Es gibt verletzte Menschen, die Heilung brauchen und es gibt unwissende Menschen, die Aufklärung brauchen. Aber jeder Mensch gibt zu jedem Zeitpunkt immer das Beste, zu dem er jetzt gerade imstande ist.
Bedürfnisse erkennen
Jeder Mensch handelt zu jedem Zeitpunkt, um seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen – auch dies erfolgt meistens völlig automatisch und unbewusst. Neben unseren Grundbedürfnissen wie Atmen, Essen, Trinken, Schlafen und Sicherheit gibt es unzählige weitere Bedürfnisse (wie zum Beispiel Ruhe, Anerkennung, Ehrlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit , Spaß, Unterstützung, Verständnis…), die wir in uns tragen und die bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Sind unsere Bedürfnisse erfüllt, fühlen wir uns wohl, wir sind glücklich. Tragen wir jedoch gerade ein unerfülltes Bedürfnis in uns, fühlen wir uns schlecht. Solltet ihr euch das nächste Mal in einem Konfliktgespräch befinden, haltet kurz inne und fragt euch dann mal gegenseitig, was in der Situation, die zum Konflikt geführt hat, jeweils gerade euer (unerfülltes) Bedürfnis war. Dieser neue Blickwinkel kann viele schmerzhafte Situationen enorm entzerren und dazu beitragen, schnell gegenseitiges Verständnis und Frieden herzustellen.
Fazit
Mit etwas mehr Achtsamkeit kann man innerhalb der Partnerschaft schon Großes bewirken. Achtsamkeit beginnt zunächst immer in uns selbst. Wenn wir unsere eigenen aufkommenden Gedanken und Emotionen erkennen und bewusster mit ihnen umgehen, werden viele Situationen, die in der Vergangenheit zu Konflikten geführt haben, kein Thema mehr sein. Im zweiten Schritt können wir mit Empathie (Verständnis) deutlich gelassener auf unseren Partner reagieren und somit zu einer deutlich friedvolleren und glücklicheren Partnerschaft beitragen.
Wenn wir eine Partnerschaft eingehen, entscheiden wir uns gleichzeitig dafür, „Probleme“ zu haben, die wir alleine nicht hätten. Dafür dürfen wir allerdings auch das Wertvollste leben, was es gibt: Lieben und geliebt werden.
Wenn wir uns in unserer Beziehung eine Veränderung wünschen, beginnt diese immer in uns selbst. Sehnen wir uns nach mehr Tiefe und Frieden innerhalb unserer Partnerschaft, sowie nach mehr innerer Balance, müssen wir selber die volle Verantwortung dafür übernehmen.
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Anika Henkelmann
Bild©weber-photography.de
Viele Jahre lang habe ich in früheren Beziehungen und einer gescheiterten Ehe schmerzhafte Konflikte und Kämpfe erlebt und gelebt. Ich lebte lange Zeit völlig unbewusst mit viel Negativität in mir selber und machte andere Menschen und äußere Umstände für meine Emotionen verantwortlich. 2009 lernte ich dann meinen heutigen Mann André kennen. Wir lebten von Anfang an eine wunderschöne Beziehung, doch natürlich gab es auch bei uns Höhen und Tiefen.
Zeitgleich machte ich mich auf den spannenden Weg meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Ich besuchte Seminare, las viel wertvolle Literatur und begann mein Studium zur Mentaltrainerin. Ich habe unglaublich viel Neues über mich gelernt und genau diese wundervolle Erfahrung wünsche ich auch Dir aus tiefstem Herzen.
Beginne heute Deine persönliche 8-Wochen-Reise zu einer glücklichen Partnerschaft, innerer Balance und mehr Lebensfreude: my-lovebird.com