Ständige aufdringliche Gedanken, Panik der Herd wäre noch an, „Habe ich die Tür wirklich abgeschlossen?“
Diese Gedanken kennt jeder. Doch was ist, wenn diese Gedanken nicht mehr fortgehen? Was ist, wenn diese Gedanken zum Zwang werden? Noch nicht allzu präsent, meiner Meinung nach, ist die Zwangserkrankung.
Es gibt viele Arten von Zwangserkrankungen. Personen mit einer Zwangserkrankung leiden unter ständigen Angstzuständen, Panikattacken und Lebenseinschränkungen.
Was ist eine Zwangserkrankung?
Die Zwangserkrankung ist eine psychische Erkrankung. Eine Zwangserkrankung ist unberechenbar und kann sich auf ganz verschiedene Alltagssituationen festsetzen. Es gibt einige Zwangsarten, die häufiger im Krankheitsbild vorkommen, jedoch ist jeder Mensch individuell und der Zwang kann sich ständig verändern.
Die Krankheit besteht aus meist zwei verschiedenen Arten von Symptomen: Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
Symptome bei einer Zwangserkrankung
Die sogenannten Zwangsgedanken finden im Kopf statt. Zwangsgedanken können den Betroffenen schlimme Dinge einreden und dadurch Panik und Angst auslösen. Menschen, die unter Zwangsgedanken leiden, sind so eingeschränkt von ihren Gedanken, dass sie meist ihr Leben nicht mehr so leben können wie sie gern wollen. Die Krankheit beeinflusst das Denkvermögen und zwingt die betroffenen Dinge zu denken, die sie nicht denken wollen. Diese Gedanken führen oft zu Kontrollverlust, Schuldgefühlen und Scharm.
Bei sogenannten Zwangshandlungen muss die betroffene Person Dinge ausführen, um ihre Zwangsgedanken zu verhindern. Sie versuchen mit ihrem Verhalten die schrecklichen Gedanken zu neutralisieren. Meist weiss die Person das, jedoch ist der Druck zu groß um dagegen anzukämpfen. Selbst wenn die betroffene Person mit ihren Zwangshandlungen die Gedanken und Gefühle neutralisieren konnte, hält das meist nur kurze Zeit an. Denn der Zwang, je nachdem wie weit ausgeprägt er ist, sucht sich immer eine neue Situation.
Ich möchte gern ein Beispiel zu den oben genannten Symptomen geben. Jedoch möchte ich auch darauf aufmerksam machen, dass dies triggernd sein kann.
Beispiel: „Habe ich die Haustüre verschlossen?“
Wir alle kennen dieses Gefühl, wenn wir auf dem Weg zur Arbeit sind und uns fragen, ob die Haustüre wirklich zu ist. Bei einer gesunden Person ist das vielleicht ein kurzer Gedanke, dann jedoch wird er durch die Erinnerung neutralisiert.
Bei einer erkrankten Person ist das nicht so einfach. Sie kann die Situation meist nicht neutralisieren und es löst Panik in ihr aus. Gedanken wie „Was ist, wenn jemand bei mir einbricht?“ oder „Was ist, wenn jemand meine Wertsachen klaut?“ werden ausgelöst. Die betroffene Person kann sich nur ganz schwer daran erinnern, ob die Türe wirklich geschlossen ist und selbst wenn, geht dieses Gefühl von Zweifel nicht weg.
Je nachdem wie machtvoll dieser Zwang ist, führt er die Person dazu umzukehren und zu kontrollieren. Dies kann sich mehrmals in einer Situation wiederholen. Es ist wie ein Kreis, der nie aufhört.
Gedankenkreis
„Habe ich die Türe geschlossen?“ – „Ich kann nicht kontrollieren“ – penetrante Gedanken und Panik. Der Zwang löst im Kopf die schlimmsten Szenarien aus wie zum Beispiel: Jemand könnte einbrechen.
Es ist kontrollierbar – Person kontrolliert es – der Zwang ist für kurze Zeit neutralisiert, jedoch kommen Gedanken wieder auf – Panik wird ausgelöst erneutes Kontrollieren. Oft beschreiben die betroffenen dieses Gefühl, wenn der Zwang vorbei ist als Erleichterung und innere Freiheit.
Personen, die an einer Zwangserkrankung leiden, spüren einen deutlichen Drang Dinge tun zu müssen. Sie wissen, dass das nicht notwendig ist, jedoch ist die Angst zu groß es nicht zu tun. Diese Gedanken werden für den betroffenen zur Realität.
Die meist gestellte Frage aus dem Umfeld der Erkrankten ist: „Wieso hörst Du nicht einfach auf damit?“
Abgesehen davon, dass jeder Betroffene sich wünschen würde damit aufzuhören, ist diese Aussage sehr verunsichernd und ich bringe dann ganz gerne das Beispiel:
„Wenn es irgendwo brennt und Du weisst, dass es schädlich ist den Rauch einzuatmen. Hörst Du dann auf zu atmen?
Menschen mit einer Zwangserkrankung wissen in der Regel, dass ihr Verhalten nichts bringt, jedoch kann man nicht einfach damit aufhören. Sie werden schließlich von ihren Gedanken gezwungen!
Welche Rolle spielt Stress bei einer Zwangserkrankung?
Stress ist ein sehr großer Bestandteil bei einer Zwangsstörung. Wenn eine betroffene Person unter Stress steht, sei es körperlich oder psychisch, verschlimmert sich die Zwangserkrankung. Die Situation kann ausarten und die Person könnte eine Panikattacke entwickeln.
Allgemein gerät die erkrankte Person schneller unter Stress. Zum Beispiel durch nicht voll ausgeführte Zwangshandlung oder Zeitdruck. Die Person ist schnell gereizt und es kann sogar zu Nervenzusammenbrüchen führen.
Ist eine Zwangserkrankung heilbar?
Meine Therapeutin damals hat es mir, meiner Meinung nach, recht gut erklärt. Sie meinte: Je jünger eine erkrankte Person ist, desto einfacher ist es sein Gehirn wieder anders zu verknüpfen.
Nach einer Therapie kann es sein, dass sich das kindliche Gehirn auf andere Dinge konzentriert und diese Gedanken verschwinden. Je älter die Person ist, desto schwieriger wird das. In den Jahren zuvor erleben wir viele Situationen, die unsere Gedanken nicht mehr leicht beeinflussen lassen. Je älter die Person ist, desto geringer ist es sie wieder vollständig zu heilen. Ein wirklich großer Schritt ist es zu wissen, dass es eine Krankheit ist!
Es gibt immer mehr Kliniken, die sich speziell mit der Krankheit Zwangsstörung auseinandersetzen und eine Verhaltenstherapie anbieten. Medikamente können dazu auch unterstützend sein jedoch natürlich immer mit Absprache mit einem Arzt!
Was hilft bei einer Zwangserkrankung?
Der erste große Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass es eine Krankheit ist. Die Betroffen können nichts für ihr Verhalten. Akzeptanz spielt eine sehr große Rolle, sei es von dem Betroffenen selbst oder seinem Umfeld. Ihr könnt euch sicher sein, dass es einer Person nicht leicht fällt, seine Zwänge offen zu teilen. Deshalb versucht es zu akzeptieren.
An jeden Betroffenen: Du bist nicht alleine!
Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie an dieser Art von Krankheit leiden. Akzeptiere es und kämpfe nicht dagegen an. Du bist viel stärker als Deine Krankheit! Such Dir in Kliniken, bei Therapeuten oder bei Deinem Hausarzt Hilfe! Es ist okay!
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Janina.
Ich bin Janina, ich bin 21 Jahre alt und leide an einer Zwangsstörung.
Meine erste Diagnose bekam ich mit ca. neun Jahren. Ich war damals für drei Monate in einer Kinderjugend Psychiatrie und wurde als geheilt entlassen. Mit 19 Jahren entwickelte ich nach einem Vorfall erneut eine Zwangsstörung und kämpfe seitdem dagegen an. Zwei Klinikbesuche später entschloss ich mich dazu offen mit meiner Krankheit umzugehen und möchte andere Menschen so gut ich kann helfen.
Dieser Beitrag ist in meiner eigenen Sicht geschrieben und mir ist natürlich bewusst, dass es auch andere Sichtweisen dazu geben wird. Das wichtigste für mich ist, dass ich Menschen helfen kann, denen es schlecht geht oder die dasselbe wie ich erleben, erreiche.
Besuche mich gerne auf meiner Internetseite: selbst-liebe.info oder folge mir auf Instagram.