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Klang Yoga – schon wieder ein neuer Yoga Stil?

Inzwischen sind die zahlreichen Angebote und Stile im Yogadschungel kaum noch zu erfassen. Jetzt wieder etwas neues mit Klang?

Nein, nicht neu. Beim Klang Yoga wird ein regenerativer Yogastil einfach mit entspannenden Klängen begleitet. Das geschieht zum Beispiel durch Instrumente wie Klangschalen. Wer jetzt denkt, das ist zu esoterisch: Dazu kommen wir gleich noch.

Die tibetischen Klangschalen bestehen aus einer komplexen Metall-Legierung (Kupfer, Zinn, Eisen, Zink, Silber, Gold etc.) und werden in aufwändiger Arbeit gehämmert. Durch diese Herstellungsweise gelingt beim Anschlagen ein sehr lang anhaltender Ton mit verschiedenen Beitönen.

Die Klänge werden in Übergangsphasen und länger gehaltenen Positionen angeschlagen, so dass sich eine noch tiefere Entspannung einstellen kann. Klang Yoga blickt auf eine uralte Tradition zurück. Auch „Nada Yoga“ genannt – wurde schon vor rund 5000 Jahren in Indien praktiziert. Die altindische Sprachwurzel Naad hat mehrere Bezeichnungen: Schwingung, Energie oder Klang. Also warum das ganze? Ist das heutzutage noch modern?

Klänge und Alphawellen

Die Klänge wirken sehr beruhigend auf unser Nervensystem. Viele Menschen entspannen besser und tiefer mit Klängen. Klang Yoga ist jedoch weniger als Musik per se zu verstehen, sondern als ein Tönen ohne Melodie.

Die beruhigende Wirkung der Töne lässt sich sogar nachweisen. Durch ein EEG (Elektroenzephalogramm) kann sichtbar gemacht werden, dass sich die Gehirnwellen durch Klänge in einer niedrigeren Frequenz bewegen können (Alphawellen). Diese Alphawellen signalisieren einen „entspannten Aufmerksamkeitszustand„. Wir sind also weder hellwach, noch schlafen wir.

In diesem Zustand kann sich der Körper bestens regenerieren. Herzschlag-, Puls- und Atemfrequenz beruhigen sich und es kommt zu einer Steigerung der Immunabwehr, der Lern-/Leistungsfähigkeit sowie der Entspannungsfähigkeit.

Klänge und Faszien

Wenn wir uns das ganze aus einer physikalischen Perspektive anschauen, ist die Bedeutung „Schwingung“ interessant. Die Klänge und Vibrationen, die die Schalen beim Anschlag ausströmen, setzen das gesamte Fasziennetz des Körpers in Schwingung.

Wenn wir uns beispielsweise einen ruhigen Weiher oder See vorstellen und dort einen Stein hinein werfen, so werden wir merken, wie sich rund um die Einwurfstelle konzentrische Kreise ausbreiten. Da unser Körper zu rund 75% aus Wasser besteht (Zellflüssigkeit, Lymphflüssigkeit, Blutkreislauf) hat die Schwingung der Klangschalen auch im Körper diesen Effekt.

Der Mensch wirkt wie ein Resonanzkörper für die Klänge und Schwingungen, die sich über die Haut, das Gewebe und die Muskeln fortsetzen – Wasser leitet Schall besser als Luft, deshalb sind auch die Gesänge der Wale bis zu 40 km hinweg zu hören. So kann es gelingen, dass Rückenschmerzen – beispielsweise ausgelöst durch verklebte Faszien – gelindert werden. Die Durchblutung und Wundheilung wird angeregt.

Klänge und Konzentration

Die Klänge wirken außerdem positiv auf die Konzentration, wenn die Gedanken während der Yogapraxis auch mal abschweifen. Denn für gewöhnlich verbringen wir gedanklich viel Zeit in der Vergangenheit („Hätte ich doch…“) oder Zukunft („Schaffe ich dies oder das…“). Der Klang wirkt dann wie ein Ankerpunkt – zurück zum „Hier und Jetzt“ und in das achtsame Erleben der Gegenwart.

Die Neurowissenschaften belegen darüber hinaus, dass Klänge die Hemisphärenstimulation positiv beeinflussen. Das bedeutet, beide Gehirnhälften werden wieder besser miteinander verbunden, was uns gesünder, leistungsfähiger und zufriedener macht.

Warum „Ooommm“?

Neben weiteren Instrumenten, wie Kalimba, Koshis, Hang Drum, Harmonium, Tanpura, kommt auch manchmal die Stimme beim (Klang-) Yoga zum Einsatz. Wir alle kennen das klassische „Ooommm“ zu Beginn und zum Ende einer Yogastunde. Selbst, wenn wir noch nie eine Yogastunde besucht haben, ist diese Silbe meist das, was wir als erstes über Yoga wissen. Wenn wir es ganz langsam und deutlich summen, ist vielleicht zu bemerken, dass der Körper innerlich etwas vibriert.

Als Kinder haben wir oft vor uns hin gesummt und damit auch ein wenig zu unserer Selbstregulierung beigetragen. Auch Eltern summen ihren Kindern automatisch etwas zur Beruhigung vor. Je älter wir werden, desto mehr verlieren wir das vor uns her singen und summen. Das Tönen wirkt wie eine schwingende Massage von innen und lässt uns wieder mehr zur Ruhe kommen.

In einem Alltag voll Stress und Hektik können wir uns beim Klang Yoga einfach einmal ausklinken und nachhaltig entspannen.


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Verena Grundner

verena-grundner

Ich bin Entspannungs-, Yoga- und Achtsamkeitslehrerin in München. Der Name meiner Praxis ist KOPF AUS DEM SAND, weil viele von uns vor großen Herausforderungen und Stress auch mal einknicken.

Dabei gibt es unglaublich viele Stressmanagementtechniken, anhand derer wir einen besseren Umgang mit den großen und kleinen Stressoren des Lebens erlernen!

kopfausdemsand.de