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Fingernägel-Kauen: Nur Stress oder Verhaltensstörung?

Ob unter Anspannung oder aus Langeweile: Fingernägel-Kauen oder -Beißen (Onychophagie) ist für viele eine lästige Angewohnheit. Dabei wird der Nagel oft bis zur Nagelsohle abgekaut oder auch an der Haut der Fingerkuppen geknabbert.

Neben unansehnliche Händen kann das ständige Kauen auch zu bakteriellen oder viralen Entzündungen führen.

Speziell bei Kindern und Jugendlichen tritt die Angewohnheit häufig auf. Oft verschwindet das Verhalten mit der Zeit und es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Manchmal wird das Nägelkauen aber auch chronisch und bleibt bis ins Erwachsenenalter bestehen oder wird durch andere Gewohnheiten, wie zum Beispiel Rauchen, Kaugummikauen oder an Stiften knabbern, ersetzt.

Ursachen für das Fingernägel-Kauen

Die Ursachen sind individuell verschieden. Bei den meisten Menschen ist das Nägelkauen ein harmloser Ausgleichs-Mechanismus zum Beispiel bei Stress. Aber auch ein ernsthaftes psychisches Problem kann dafür verantwortlich sein. Bei Betroffenen, die unterem extrem starkem Fingernägel-Kauen leiden, kann man teilweise sogar von einer psychische Störung mit Neigung zu Selbstverletzungen (Autoaggression) sprechen.

Meistens tritt das Fingernägel-Kauen im Zusammenhang mit Anspannung, Stress, Frustration, oder Langeweile auf. Die Betroffenen können dann mit diesen Gefühlen nicht angemessen umgehen. Starkes Nägelkauen tritt dagegen eher als Symptom einer psychischen Krankheiten auf. Dann können folgenden Störungen Grund für die Angewohnheit sein:

  • Angststörungen
  • Tic-Störungen
  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung)

Aber auch schlechte Vorbilder können speziell bei Kindern dafür sorgen, dass das Verhalten kopiert wird. Überängstliche Kinder, die oft auch andere habituellen Verhaltensweisen, wie Zähneknirschen oder Fingerknacken zeigen, sind dann besonders anfällig.

Mögliche Folgen beim Fingernägel-Kauen

Was kann passieren wenn man zu intensiv an den Fingernägeln kaut?

Nagelbettentzündung

Das Nagelbett ist das Gewebe unter dem Fingernagel. Eine Entzündung entsteht durch das enorme Reduzieren des Fingernagels, das dazu führt, dass die darunterliegende, empfindliche Haut und das Nagelbett beschädigt und freigelegt werden. Die Folge können unter anderem Verletzungen, die Bildung von Pilzen unter und auf dem Nagel sowie eine Ausbreitung von Warzen sein.

Daraus resultieren oft Rötungen und/oder Juckreiz. Die infizierten Hautstellen können sich dabei auffällig heiß anfühlen. Ursache dafür ist der Pulsschlag der kleinen Blutgefäße und die dadurch bedingte vorübergehenden Druckerhöhung im entzündeten Gewebe.

Behandelt wird die Nagelbettentzündung in der Regel mit entzündungshemmenden Mitteln oder Antibiotika. Meistens verheilt eine Entzündung ohne bleibende Schäden.

Probleme für die Zähne

Auch für die Zähne kann das Fingernägel-Kauen schädlich sein. Langfristiges Nägelkauen kann zu Zahnfleischentzündungen, Fehlstellungen der Zähne oder Kieferschmerzen führen.

Magenprobleme

Menschen, die Nägel kauen, verschlucken meist die Überreste. Da die abgebissenen Nägel nicht verdaut werden , kann es zu Magenschmerzen und Verdauungsprobleme kommen. Außerdem können durch das Kauen Bakterien in den Mund und Magen gelangen.

Psychische Folgen

Auch negative Auswirkungen auf die Psyche können durch intensives Nägelkauen ausgelöst werden. Fingernägel gelten als die „Visitenkarte“ des Menschen. Daher kann die unschöne Optik der Fingernägel dazu führen, dass Betroffene sich derart unwohl fühlen und versuchen, ihre Hände zu verstecken. Im schlimmsten Fall führt diese Scham dazu, dass Betroffene nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen wollen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn sich die Betroffenen durch das Fingernägel-Kauen nicht selbst verletzen und Entzündungen auftreten, besteht kein zwingender Handlungsbedarf. Speziell Kinder hören mit dem Nägelkauen meistens irgendwann von alleine auf. Bei Verletzungen sollte man aber einen Arzt aufsuchen, der auch über therapeutische Maßnahmen informieren kann, die das Fingernägel-Kauen abgewöhnen sollen.

Tipps gegen das Nägelkauen

Ob lästige Angewohnheit oder Qual – an den Fingernägeln zu kauen ist ein erlerntes Verhalten. Also ist es auch möglich, es sich wieder abzugewöhnen oder es zumindest zu reduzieren oder abzumildern:

Bei leichtem Knabbern können diese Tipps helfen:

  • Kurze Nägel bieten weniger Fläche zum Beißen. Durch regelmäßiges Schneiden und Feilen lassen sich Ecken und Kanten vermeiden, die zum Kauen verleiten könnten.
  • Auslöser identifizieren: Finde heraus, in welchen Situationen Du am meisten kaust. Schon das bloße Wissen kann manchmal helfen.
  • Angewohnheit ersetzen: Eventuell können beispielsweise ein Stressball, Kaugummikauen oder andere Ablenkungen helfen, weniger an den Nägeln zu beißen.
  • Bitter schmeckenden Nagellack: Um das Knabbern unangenehmer zu machen, kann man bitter schmeckenden Nagellack verwenden, den es in in den meisten Apotheken zu kaufen gibt.

Wer stark an seinen Fingernägeln kaut bzw. einen Zusammenhang mit einer psychischen Störung erkannt hat, sollte über eine Verhaltenstherapie nachdenken. Auch verschiedene Entspannungstechniken können die Ursachen bekämpfen und somit auch das zwanghafte Verhalten abstellen.