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Stress in der ambulanten Pflege: Die besten Tipps

Egal ob stationäre oder ambulante Pflege: Es gibt nur wenige Berufe, die mit soviel körperlichem und seelischem Stress verbunden sind. Schichtdienst, geringes Gehalt, viel Bürokratie und wenig Wertschätzung ­ in der Pflege tätig zu sein, verlangt ein hohes Maß an Stressresistenz und Durchhaltevermögen.

Dazu erschwert der Mangel an Fachkräften die Arbeit der Pfleger und Pflegerinnen. Die Folge: Überbelastung, psychosomatische Erkrankungen und Burnout.

Was sind die ersten Anzeichen für Burnout?

Vor allem Berufe wie Alten- und Krankenpflege, die soziale Interaktion, Anteilnahme, Kontaktfreudigkeit und Hilfsbereitschaft verlangen, begünstigen stressbedingte Krankheiten wie das Burnout-Syndrom. Denn Menschen in Pflegeberufen kümmern sich tagtäglich um Andere und beschäftigen sich vergleichsweise wenig mit sich selbst.

Eigene Wünsche und Bedürfnisse sowie ein erfülltes Privatleben werden zugunsten der Arbeit zurückgestellt. Erhöhter Stress in der ambulanten Pflege ist dann vorprogrammiert.

Ein von Missständen geprägtes Arbeitsumfeld, viele Überstunden und geringe Entlohnung erhöhen zusätzlich den emotionalen Stress. Dauert dieser Zustand übermäßig lange an, macht sich Erschöpfung breit, ein Gefühl „ausgebrannt“ zu sein ­ auch als „Burn-out“ bezeichnet. Wenn du in der Pflege arbeitet, solltet du Dich selbst beobachten. Trifft eine der folgenden Aussagen zu, solltest du unbedingt etwas an deiner Situation ändern und dir Hilfe holen.

Seelische Anzeichen für ein Burnout-Syndrom

  • Du hast wenig Energie, bist emotional erschöpft und hast keinen Spaß mehr an der Arbeit. Häufig bist du nervös, angespannt und müde.
  • In letzter Zeit behandelst du deine Patienten wie Objekte und distanzierst dich von ihnen ­ eigentlich sind sie dir egal. Du machst „Dienst nach Vorschrift“. Stress in der ambulanten Pflege sowie in Krankenhäusern und Altenheimen führt auf Dauer dazu, dass du für die Probleme der Patienten und deren Angehörigen kein Verständnis mehr hast. Denn du hast ja selbst genug um die Ohren.
  • Auch bei deinen Kollegen hast du keine Geduld: Du bist schnell gereizt, wirst wütend und ärgerst dich über andere Mitarbeiter.
  • Nicht nur an anderen übst du schnell Kritik. Auch zu Dir selbst bist du alles andere als freundlich: Du bist frustriert und hast das Gefühl nicht gut genug zu sein.
  • Als du angefangen hast als Pfleger/In zu arbeiten, warst du deutlich leistungsfähiger als jetzt. An Dich gestellte Erwartungen kannst du nicht mehr erfüllen, da du weniger Energie hast und dich nicht richtig konzentrieren kannst. Stress in der ambulanten Pflege führt auf Dauer zu starken Selbstzweifeln.

Körperliche Anzeichen für Stress und Erschöpfung

  • Erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck sind häufig ein Anzeichen für Stress. Ungesunde und stressbedingte Angewohnheiten wie Rauchen oder übermäßiges Kaffeetrinken verstärken die Symptome zusätzlich
  • Auch Magen-Darmerkrankungen können ein Anzeichen für Stress sein. Häufig sind diese Krankheiten auch auf eine unregelmäßige und ungesunde Ernährung zurückzuführen, die man sich im Zuge eines stressigen Berufes angewöhnt.

Stressbewältigung für Pfleger und Pflegerinnen

Um sowohl mit körperlichem als auch seelischem Stress besser umzugehen und stressbedingte Symptome zu vermeiden, findet ihr hier die besten Tipps zur Stressbewältigung für Fachkräfte in der stationären und ambulanten Pflege, die auch in der Praxis funktionieren.

Stressursachen im Job erkennen und analysieren

Psychohygiene ist ein Fachbegriff aus der Psychologie. Dabei gilt es Stressursachen zu erkennen, zu analysieren und gezielt dagegen vorzugehen. Psychohygiene ist sozusagen der erste Schritt, wenn es darum geht, Stress entgegenzuwirken und Überlastung nachhaltig vorzubeugen. Dabei beschäftigst du dich mit dir selbst, deiner Situation und überlegst dir, was du daran ändern kannst. In fünf Schritten, kannst du Stress verringern und auf Dauer erfolgreicher sein:

  1. Stress wahrnehmen und akzeptieren: Viele Pfleger und Pflegerinnen empfinden Stress als einen notwendigen Umstand, der sich automatisch aus den schlechten Arbeitsbedingungen ergibt. Diese Wahrnehmung ist nicht grundsätzlich falsch, allerdings wenig hilfreich wenn es darum geht, Stress selbst zu reduzieren und somit auf Dauer erfolgreicher zu sein. Sowohl im Beruf, als auch privat. Besser ist es Stress als ein persönliches Problem anzuerkennen und zu akzeptieren. So fällt es leichter eigene Gewohnheiten zu ändern und auf diese Weise Stress auf lange Sicht zu reduzieren.
  2. Ursachen erforschen: Der zweite Schritt Stress auf Dauer vorzubeugen besteht darin, dich selbst in stressigen Situationen zu beobachten und sowohl eigene Schwächen als auch Stärken zu analysieren. Das passiert nicht von Heute auf Morgen und erfordert eine Menge Geduld. Ein Tagebuch kann dir helfen, dich zu erinnern wie du in Situation A oder B reagiert hast, und was die Ursache dafür war, warum du in Stress geraten bist.
  3. Lösungsmöglichkeiten analysieren: Wenn du weißt, was dich an deinem Arbeitsplatz, deinen Patienten oder an deinem Verhalten stört und warum du in eine stressige Situation geraten bist, gilt es jetzt Lösungen für diese Probleme zu suchen. Auch hier kann es dir helfen, Lösungsansätze zu notieren.
  1. Notwendige Maßnahmen ausführen: Auf die Theorie folgt die Praxis. Nacheinander probierst du die Methoden aus, die du die in Schritt 3 überlegt hast, wenn die entsprechende Stresssituation erneut eintritt.
  2. Ergebnis überprüfen und korrigieren: Inzwischen hast du einige der Lösungsansätze gegen Stress ausprobiert. Hat es dir geholfen, hast du die richtige Methode gefunden. Sie wird dir auf Dauer helfen, weniger Stress zu haben. Falls nicht, solltest du die Methode noch einmal prüfen und wenn nötig korrigieren.

Strukturiert arbeiten

Dass sich Stress- und Zeitmanagement in Pflegeberufen anders gestaltet, als beispielsweise in Bürojobs liegt auf der Hand. Da du hier mit Menschen arbeitest und immer direkt auf die Bedürfnisse der Patienten reagieren musst, kannst du dir nicht frei einteilen, wie und wann du zusätzliche Aufgaben, wie beispielsweise das Verwalten von Patientenakten, erledigst. Auch kannst du keine Aufgaben an andere delegieren. Um Dich also gut um deine Patienten zu kümmern und schnell zu reagieren, ist strukturiertes Arbeiten besonders wichtig.

Da du als Pfleger und Pflegerin eine große Verantwortung hast, und Dir bei der Pflege von Patienten keine Fehler erlauben kannst, ist es wichtig einen klaren Kopf zu bewahren. Pfleger müssen Multitasking fähig sein. Man pflegt den Patienten, kommuniziert mit ihm und muss gleichzeitig daran denken, alles richtig zu dokumentieren.

Während man noch mit dem einen Patienten beschäftigt, klingelt schon der Nächste ­ außerdem muss gleich das Mittagessen verteilt werden. Diese und ähnliche Szenarien spielen sich täglich im Pflegealltag ab und führen mit der Zeit zu abnehmender Konzentration.

Auch wenn man über Zeiteinteilung und Art der Aufgaben in Pflegeberufen wenig Einfluss hat, hilft eine To-Do Liste, um den Kopf wieder frei zu bekommen.

Im Arbeitsalltag entspannen

Auch wenn es schwer fällt ­ regelmäßige Entspannungseinheiten sind in Pflegeberufen Pflicht. Autogenes Training und Meditation sind dafür besonders gut geeignet. Schon fünf Minuten reichen aus, dass ihr euch entspannt und weniger müde seid.

Ernährung gegen Stress

Nach einem langen Arbeitstag, mehreren Notfällen und Stress mit den Angehörigen von Patienten, hat man wenig Lust sich auch noch um gesundes Essen zu kümmern. Kaffee und Schokoriegel müssen her. Der falsche Ansatz wenn es darum geht, Körper und Geist zu entspannen. Zwar sorgen Zucker und Koffein kurzzeitig für einen Energieschub, dieser ist aber nur von kurzer Dauer.

Besser ist es, auf gesunde Fette sowie auf Vitamin C zu setzen. Wer die Schokoriegel durch Anti-Stress-Nahrungsmittel, wie Nüsse, Avocados und Karotten ersetzt, wird nicht nur leistungsfähiger sondern überdies mit einer guten Figur belohnt. Auch die ein oder andere Tasse Kaffee lässt sich hervorragend durch Wasser mit Limettensaft ersetzen. Das Vitamin C sorgt für einen Energieschub und schützt außerdem vor stressbedingten Infekten.

Positiv denken, eigene Stärken anerkennen und fördern

Überlastete Angehörige, Patienten in einem lebensbedrohlichen Zustand, niederschmetternde Diagnosen und nicht immer angenehmes Arbeitsklima ­ Pflegerinnen und Pfleger sind täglich vielen emotionalen Belastungen ausgesetzt. So kommen bei Pflegekräften schnell negative Emotionen auf, Selbstzweifel und Frustration.

Anstatt sich diesen Gefühlen hinzugeben ist es besser, positiv zu denken. Denn Pfleger leisten täglich eine Menge, tragen zum Wohlbefinden ihrer Patienten und deren Angehörigen bei.

Wenn du dir das stressigen Situationen in Erinnerung rufst und lernst, deine Stärken anzuerkennen wirst du auf Dauer belastbarer und strahlst diese positive Energie auch auf deine Patienten aus.

Sich selbst belohnen und Auszeiten gönnen

Wenn du dir bewusst machst, wie viel Du täglich leistet wirst du erkennen, dass auch du dir eine Auszeit und Belohnung verdient hast. Das muss nicht gleich ein großer Urlaub sein. Kleine Ausflüge in die Natur tragen zur Entspannung bei und beugen Stress in der ambulanten Pflege nachhaltig vor. Auch Entspannungseinheiten mit Vollbad und Duftkerzen nach einem langen Arbeitstag wirken wahre Wunder.

Ein Neubeginn: So findest du den Job, der dich wirklich erfüllt

Häufig ist es das Arbeitsumfeld, ein schlechter Umgang sowohl zwischen Kollegen als auch zwischen Führungskräften, was die Arbeit in Pflegeberufen zusätzlich erschwert. Trifft das auf deinen Arbeitgeber zu und ist auf Dauer keine Besserung in Sicht, ist ein Neuanfang oft die einzige Lösung.

Der Jobwechsel fällt nicht immer leicht ­ vor allem dann nicht, wenn man inzwischen eine Beziehung zu seinen Patienten aufgebaut hat und das Gefühl hat, in der Arbeit unersetzbar zu sein. Hier sollte man aber nicht vergessen, an sich selbst zu denken.

Auch die Angst vieler Angestellter, keinen neuen Job zu finden und in der Arbeitslosigkeit zu landen, ist unbegründet. Sowohl in der stationären-, als auch in der ambulanten Pflege mangelt es an Fachkräften. Besonders in großen Städten wie München, Hamburg und Berlin wird dringend Pflegepersonal gesucht. Um einen für Dich geeigneten Job zu finden, ist es am besten, Dich auf Jobbörsen umzuschauen oder direkt mal ambulanten und stationären Pflegediensten persönlich anzuklopfen und den aufregenden, aber meist lohnenswerten, Neuanfang zu wagen.